I want somebody who will understand
When it comes to love I want a slow hand

(Pointer Sisters - Songtext)

Slow Hands - tantrische Massge

Wir üben die drei Unmöglichkeiten: Im Hier und Jetzt sein, absichtslos sein, nicht-werten. Ich habe diese Massage in verschiedenen Übungsgruppen kennengelernt und auch schon selbst angeleitet. Der Titel "Slow Hands" ist keine "offizielle" Bezeichnung, die ist mir selbst eingefallen (*). Hier das "Rezept zum Nachkochen".

Die Massage ist sehr sanft und sehr angenehm - so viel Werten wollen wir noch durchgehen lassen.
Die Absicht, es für den anderen angenehm zu machen, widerspricht zwar dem Prinzip der Absichtslosigkeit, aber so viel Absicht soll noch erlaubt sein.

Wer will kann ein angenehmes setting vorbereiten. Kerzenlicht, Duft, angenehme Musik, schöne Tücher, Blumen, Knabbereien und Getränke für nachher, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im Raum muss es warm genug sein. Eine Decke bereit legen. Massageöl anwärmen (z.B. auf den Heizkörper stellen oder in die Hosentasche stecken).

Als Bekleidung eignet sich ein Lunghi, also ein bunt bedrucktes Baumwolltuch. In den tantrischen Schriften steht, dass du im Ritual nur ein einziges Kleidungsstück tragen sollst, eben den Lunghi. Aber du musst es nicht so halten, das ist nur ein Vorschlag.

Massageöl dient dazu, dass die Hände auf dem Körper ohne Widerstand gleiten, mit trockenen Händen auf Stoff funktioniert es aber auch gut. Man kann die Übung also auch bekleidet sehr gut machen. Klassisch wird im Liegen massiert, zuerst in Bauch- und dann in Rückenlage. Abwandlungen sind natürlich möglich, etwa im Stehen und in Dreier- und Vierergruppen.

Die Massage ist absichtslos. Also keine medizinische Massage mit der Verspannungen bekämpft werden - wir bekämpfen nichts. Auch kein Vorspiel bei dem man den Partner erregt. Natürlich dürfen sich Verspannungen lösen, die Berührung darf auch sexuell erregend sein. Kein Körperteil wird bevorzugt, es wird aber auch kein Körperteil ausgelassen (soweit es für alle passt, Grenzen werden geachtet).

Ich vergleiche die Lust mit einem Berg, wir bleiben im Hügelland. Das Gebiet das wir sonst möglichst schnell durchqueren um zum Ziel zu kommen ist unser Ziel. Kein Gipfelstürmer-Drang lenkt uns von der Sanftheit des Hügellandes ab.

Wir wollen nichts bezwecken. Dann ist die Freiheit da, dass irgend etwas passiert. Es kann z.B. entspannend sein, es kann erregend sein. Vergessene Erlebnisse und Gefühle können auftauchen. Es kann aber auch sein dass gar nichts passiert. Wenn nichts passiert und du enttäuscht bist dass nichts passiert ist, dann warst du nicht absichtslos. "Nichts" ist also auch eine erlaubte Möglichkeit. Wenn nichts passiert bist du wenigstens sicher dass du dir nichts vormachst.

Du, Empfangender, Reisender, leg dich nieder und entspann dich. In deiner Zeit schließe deine Augen. Mach dich weich, lass die Unterlage weich werden, lass dich sinken. Vielleicht spürst du jetzt (oder später, währed der Massage) deine Verspannungen. Dann begrüß deine Verspannungen, sie sind ja ein Teil von dir. Vielleicht gehen sie weg.

Du, Gebender, wirst zuerst deines eigenen Körpers gewahr und nimmst deinen eigenen Atem wahr.

Wenn es für alle passt, wird der Empfangende jetzt entkleidet.

Die erste und sanfteste Berührung ist der Blick. Ein Blick der nichts will, der nichts wissen will. Wie eine Mutter die ihr Kind ansieht. Die weiß ja eh wie es aussieht. Da gibt es auch kein Urteil, ob irgendwelche Körperpartien zu dick zu dünn zu groß zu klein sind. Ein sanfter, entspannter, wohlwollender, unfokussierter Blick.

Wir sind im Hier und jetzt. Keine Berührung ist Vorbereitung oder Test oder Freibrief für die nächste Berührung, sondern jede Berührung erfolgt um ihrer selbst willen.

Wenn wir merken dass eine Berührung angenehm oder erregend ist, dann tu ich als Gebender so als ob ich es nicht merken würde. Wir haben ja keine Absicht. Wir sind im Hier und Jetzt, bei DIESER Berührung und nicht bei der NÄCHSTEN, auch nicht bei der VORIGEN.

Die Berührung an bestimmten Stellen weckt beim Empfangenden vielleicht die Hoffnung, dort länger und intensiver berührt zu werden, oder aber die Befürchtung, dort länger und intensiver berührt zu werden.

Auch ein kleines Bisschen Erregung will geachtet und genossen sein. Da kommt keine große Erregung nach. Und lass die Erregung wieder gehen. Das Wechselspiel zwischen erregt-sein und nicht-erregt-sein genießen. Wie sanfte Wellen des Meeres.

Gib dich hin an diese Hände die nichts von dir wollen. Die nichts bewirken wollen, sondern einfach nur da sind. Hände die überall gleichzeitig sind. Gib dich hin an diesen Augenblick den du nicht festhalten kannst und der nie wieder kommen wird.

Nicht nur die Hände können massieren, auch die Unterarme, die Wangen, der ganze Körper.

Du, Reisender, gib auch Feedback. Wir wollen hören was dir angenehm ist. (Aber das ist auch wieder kein Auftrag an die Gebenden, die haben nämlich kein Konzept und keine Absicht.)

Du bist nicht zur Untätigkeit verdammt. Erinnere dich an dein früheres Leben als Katze. Du darfst schnurren, dich räkeln, dich in diese Berührung hinein räkeln. Lasst gemeinsam einen Tanz daraus entstehen. (Zitat Zafer Feichtner)

Weil jede Reise einmal zu Ende geht, werden die Hände langsamer und zarter, noch langsamer, noch zarter, bleiben an einer Stelle liegen und ziehen sich schließlich ganz zurück. Den Reisenden zudecken. Jeder ist wieder in seiner eigenen Energie und spürt noch nach.

Beschließt das Ritual indem ihr euch auf eure Art bei einander bedankt, zum Beispiel mit einem Namsté.