Yesterday is dead and gone
And tomorrow's out of sight

(Kris Kristofferson - Help Me Make It Through The Night)

Hier und jetzt

Eine große Sammlung kleiner Texte. Zusammengewürfelt, nur halbwegs in eine vernünftige Reihenfolge gebracht. Wird immer wieder erweitert, wenn mir etwas einfällt. Zum Schmökern, zum durch-scrollen. Um gezielt einen Text anzuspringen empfehle ich die alphabetische Übersicht. Beginnen wir also ... hier und jetzt:

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Hier und Jetzt

"Sei im Hier und Jetzt" ... Hmmm, leicht gesagt.
Ständig wandern meine Gedanken in die Vergangenheit, in die Zukunft, zu anderen Menschen, zur Arbeit, zum Sport, zu den Hobbies.

Ich bin doch das Produkt meiner Erfahrungen. Ich kann doch Sinnes-Eindrücke nur im Kontext meiner Erfahrung interpretieren. Ich tu doch dauernd Dinge die sich auf die Zukunft auswirken.

Trotzdem: Sei im Hier und Jetzt. Wenigstens einen Moment lang.

absichtslos

Von Früh bis spät tun wir dieses und jenes um dieses und jenes zu erreichen. Wir erwarten von anderen dass sie dieses und jenes tun, andere erwarten dass wir dieses und jenes tun.
Wenn jemand etwas tut dann muss er eine Absicht haben, wenn ich etwas tu dann versuchen die anderen herauszufinden welche Absicht ich damit verfolge.

Darf ich nur Dinge tun die zu etwas gut sind? Darf Gott nur Dinge tun die zu etwas gut sind?

Tanz als ob dich niemand sähe.
Tanz den Tanz des Shiva.
Tanz den Tanz des Lebens.
Mach eine Dummheit. Wenigstens eine am Tag.

Nicht werten

Angenehm, unangenehm, schön, hässlich, Lust, Unlust, Duft, Gestank..
Ständig werten wir. Es ist schon einmal interessant, sich dessen bewusst zu sein dass wir werten.
Wertungen kommen oft sehr schnell. Ich weiß noch gar nicht was los ist, aber mein Stammhirn hat schon eine Wertung getroffen. Beute oder Fressfeind. Das mussten unsere Vorfahren sehr schnell entscheiden.

Es ist gut und richtig zu werten, sogar (über)lebensnotwendig, aber ich muss es nicht dauernd tun.

Es ist auch interessant zu sehen wie die Welt ohne die gut/schlecht-Filter aussieht. Wenn man ihr nicht lauter gut-schlecht-Stempel aufdrückt. Ich kann die Welt wirklich an mich heran lassen.

Wir denken sowieso dauernd was-wäre-wenn-Szenarien. Ich kann mir ja in jeder Situation eine zweite Variante denken, auch eine ohne Wertung.

Ja!

Sag ja zu dir!

Wenn du nicht ja zu dir sagen kannst dann sag ja dazu dass du nicht ja zu dir sagen kannst.
Wenn du nicht ja dazu sagen kannst dass du nicht ja dazu sagen kannst dass du nicht ja zu dir sagen kannst dann sag ja dazu dass du .... das kann man lange fortsetzen ;-)

Sag ja zu deinem nein.

Du sollst die Feinde lieben

... das ist vielleicht ein bisschen zu viel verlangt. Auf Befehl funktioniert Liebe sowieso nicht. Wie wäre es, sie zu achten? Oder zumindest nicht zu verachten.

Das hilft mir meinen inneren Frieden zu wahren auch wenn ich nach außen hin einen Konflikt führe. Es hilft mir auch, unter Wahrung meiner Würde und meines Selbstwertgefühls Frieden zu schließen. Auch meinem Gegner fällt es leichter auf meinen Standpunkt einzugehen wenn ich ihn zwar hart anpacke aber nicht wie den letzten Dreck behandle.

So wie ich andere behandle behandle ich mich selbst. Und ich möchte doch zumindest geachtet werden, oder?

Vertrauen

Im Vergleich mit anderen Menschen stelle ich fest dass ich sehr vertrauensvoll bin. Ich begegne Anderen vorerst einmal mit Vertrauen. Erst bei begründetem Verdacht ziehe ich meine Schutzschilde hoch. Vertrauensbrüche sind bis jetzt so selten dass ich keinen Grund sehe misstrauischer zu werden.

Das ist angenehm. Nicht nur für mich sondern auch für die Menschen denen ich begegne (sofern sie nicht meiner Offenheit misstrauen, was gelegentlich vorkommt).

Dummheit

Ein Tantriker sein heißt, den Geschmack des Spiels und die kindliche Leichtigkeit wieder zu finden, sowie mindestens eine Dummheit pro Tag zu machen. Es bedeutet, aufzuhören, mich so sehr ernst zu nehmen und mich für so wichtig zu halten. (Nathalie Delay, Brief an die Tantriker)

Jeden Tag eine Dummheit ... ich arbeite an mir

Religion

Drei Dinge sind es, die gemeinhin unter "Glauben" zusammengefasst und oft verwechselt werden:

Das ist wie wenn man den Kernel, den Desktop und das Office vom selben Hersteller kauft. Das kann man tun, die meisten tun es, man muss es nicht tun.

Noch ein ergänzender Link dazu: Religion-macht-uns-nicht-moralischer

Kruzifix

Es hat mich unvorbereitet getroffen: Der Anblick eines Kruzifixes am Wegesrand (eines von tausenden) hat plötzlich Ekel und Abscheu in mir ausgelöst.
Ekel und Abscheu vor der bestialischen Folter und vor der Zur-Schau-Stellung der geschundenen Leiche. Und das war damals von den Römern ja durchaus so gewollt.

Mir ist schon klar dass die Haupt-Aussage eines Kruzifixes eine andere ist, hab ich ja im Religionsunterricht gelernt. Aber es ist auch eine Verharmlosung von Gewalt. Jesus hat seinen Peinigern verziehen (ohne dass sie es dazu bereuen mussten), also bleiben Folter und Mord ohne Konsequenzen. Und kleinere Gemeinheiten werden dann wohl erst recht ohne Konsequenzen bleiben?

Vielleicht einer der Gründe warum die Welt so aussieht wie sie aussieht?

Buddhismus

Die Konzepte, auf die wir uns in diversen spirituellen Gruppen berufen, kommen (wirklich oder angeblich) aus dem Buddhismus und aus anderen fernöstlichen religiösen Traditionen. Ich weiß nicht was ein Buddhist empfindet wenn er das liest was ich hier verzapfe. Es könnte ähnlich sein wie wenn wir in Japan Mozartpuppen neben Kängurus in einer Auslage sehen....

So wie ich es kennen gelernt habe, ausprobiert habe und weitergebe finde ich es nützlich und angenehm. Auch wenn es mit Buddhismus nichts mehr zu tun hat.

Erleuchtung

 

 

 

(these lines were intentionally left blank)

Reue

Der Christ kommt schon mit einem Minus auf seinem Konto auf die Welt. Er ist nicht würdig dass der Herr eingeht unter sein Dach und spätestens am nächsten Sonntag ist er schon wieder nicht würdig.

Der Buddhst - und dafür lege ich ausnahmsweise meinen Hanf ins Feuer, denn das habe ich von dem buddhistischen Mönch Bhante Seelawansa gehört - bereut nichts. Ich weiß ich habe dies oder das getan, ich bin ja kein perfekter Mensch. Werde ich es wieder tun? Nein, ich will ja in Zukunft ein besserer Mensch sein.

Alltag

Wahres Zen, wahres Tantra, wahrer Shivaismus etc. spielt sich nicht auf dem Sitzkissen ab, nicht auf der Yoga-Matte, sondern im Alltag. Kissen und Matte sind nur die Vorübung um es "draußen" zu leben.

Ich habe nicht gesagt dass ich es kann. Niemand hat gesagt dass es einfach ist. Aber man kann es probieren.

Oh hätte ich doch ....

... dieses getan oder jenes nicht getan! Das hätte ich doch wissen können! Warum habe ich nur ...!

So kann man sich selbst zerfleischen.

Das hätte ich zwar wissen können, aber ich habe es eben nicht gewusst. Mit dem Wissen von heute hätte ich mich gestern anders verhalten. Aber: Das Wissen von heute habe ich gestern nicht gehabt. Aus gestriger Sicht war es richtig wie ich mich verhalten habe. Hinterher schlau sein gilt nicht. Schluss, Basta!

Ich kann für die Zukunft lernen. Und wenn das Lernen nicht gleich klappt dann werde ich wahrscheinlich die Gelegenheit bekommen, meine Lektion zu wiederholen.

Grenzen

Immer wieder erleben wir Grenzen. Grenzen die von außen definiert werden und Grenzen die wir uns selbst setzen. Mein Selbstbild kann Grenzen definieren. Selbst gesetzte Grenzen dienen hauptsächlich dazu, mich davor zu bewahren an eine von außen diktierte Grenze zu stoßen.

Ich stelle mir das so vor: Wenn ich an einer äußeren Grenze angerannt bin dann ziehe ich mir selbst eine Grenze damit ich nicht noch einmal anrenne. Unter Umständen merke ich gar nicht dass sich die äußere Grenze verschoben hat oder dass es sie nicht mehr gibt, weil ich ja immer schon vorher an meiner selbst gesetzten Grenze Halt mache.

Ob ich innerhalb meiner Grenzen bleibe oder auch einmal nachschaue wie es außerhalb aussieht ist meine Entscheidung die ich von Fall zu Fall und in meiner eigenen Verantwortung treffe. Nicht jede Grenze ist eine Berliner Mauer (und selbst die war nicht unumstößlich).

Freiheit

Ich fühle mich frei. Schön. Das heißt ich fühle keine einengenden Zwänge.

Bin ich frei? Kann ich tun was ich gerade will? Oder will ich nur das tun was ich gerade kann? Bin ich dann auch frei? Wie frei will ich sein?

Was wäre wenn ich völlig frei wäre?
Ohne die Schwerkraft, die uns daran hindert mit einem Besen wegzufliegen, sähen wir ganz schon dumm aus der Wäsche.

Ein verflixtes kleines Wort.

verändern

"Du kannst deine Umgebung nicht verändern, du kannst dich nur selbst verändern"

...seufz...

Ich kann ein Haus bauen (meine Umgebung verändern) oder
beschließen ab jetzt in der Kälte und im Regen zu schlafen (mich verändern).

Der Mensch zeichnet sich dadurch aus dass er seine Umgebung vorsätzlich verändern kann. Wenn ich im warmen Haus sitze kann ich leicht Phrasen dreschen wie "Du kannst deine Umgebung nicht verändern, du kannst dich nur selbst verändern".

Natürlich kann ich meine Umgebung (mehr oder weniger) verändern. Meine Mitmenschen dazu bringen etwas zu tun oder zu lassen. Dabei stellen sich die Fragen ob es gelingt, wie viel Aufwand das ist und ob ich mit dem Ergebnis zufrieden sein werde.

Mich selbst zu verändern kann die bessere Option sein.
Unter dem Sternenhimmel schlafen.

Sexualität

wird oft ausgeklammert aber auch oft überbewertet. Ich schreibe hier nicht eigens über dieses Thema, aber fast alles was ich auf diesen Seiten schreibe sehe ich auch in diesem Kontext.

Sag ja zu dir als weibliches / männliches Wesen. Werde deiner Urkraft gewahr. Werde auch der Rollen gewahr die wir spielen und wenn du sie spielen willst oder musst dann spiel sie bewusst. Durchschaue deine Wertungen. Ein bisschen Absichtslosigkeit kann entspannend sein. Sei im Hier und Jetzt. Lass die Energie fließen. Vergiss nicht auf den Atem (das klingt dumm aber es hilft).

Erotik

Es gibt ein paar Modewörter die - meines Erachtens - missbraucht werden. Der Quantensprung(*), das Durchstarten(*) und eben auch das Wort Erotik.

Wer Erotik sagt meint meistens Pornographie. Das klingt halt besser. Ich habe nichts gegen Pornographie, aber das ist - für mich - etwas ganz anderes.

Erotik ist das unausgesprochene, das das meine Phantasie anregt. Wo ich mir selbst eine Geschichte ausmalen kann. Wo mein Kopfkino zu laufen beginnt.

Wenn aber von vornherein klar gemacht wird dass (z.B. auf einer Website, in einem Buch, in einer Ausstellung,..) erotische Inhalte präsentiert werden dann ist der halbe Spaß schon vorbei.

Was für jemanden erotisch ist muss nicht für jemand anderen erotisch sein.

Nicht-Dualität

Tag/Nacht, innen/außen, aktiv/passiv, wahr/falsch, Gott/Welt, ich/nicht-ich,...

Wir sind gewohnt, in Gegensatz-Paaren zu denken. Die Welt in handliche Stückchen zu schneiden. Allein schon unsere Sprache funktioniert so. Ein Begriff bedeutet etwas, alles andere bedeutet er eben nicht. Eine Aussage kann nur wahr oder falsch sein, nicht beides gleichzeitig.

Diese Trennung geht auf Aristoteles zurück und wurde von der katholischen Kirche favorisiert. Sie liegt der Wissenschaft zu Grunde und ist ein sehr erfolgreiches Prinzip.

Das ist aber nicht die einzige Art, die Welt zu betrachten. Statt die Dinge getrennt wahrzunehmen kann man sich zumindest vorstellen die Gesamtheit zu betrachten. Gott ist überall, in allen Gegenständen. Ich bin Gott. Das Gegenteil einer Wahrheit ist eine Wahrheit. Jeder Satz ist gleichzeitig wahr und falsch. Gegenwart und Zukunft gibt es nicht.

Es ist nicht einfach, so zu denken. Es zu probieren ist immerhin eine Abwechslung.

Die esoterischen Ganzheitsfanatiker erheitern mich. Sie wettern gegen den angeblich engstirnigen, trennenden Rationalismus und merken dabei gar nicht dass sie zwischen dem Trennen und dem Nicht-Trennen --- erraten! --- trennen.

Nicht-Dualität hat bitte nichts, aber auch gar nichts, mit Quantenphysik zu tun. Quantenphysik ist Wissenschaft und die ist durch und durch dualistisch.

Leere

Form ist nicht verschieden von Leere. Leere ist nicht verschieden von Form.
Der Nutzen eines Tongefäßes liegt nicht im Ton sodnern in der Leere die vom Ton umgeben wird.

(Quelle: Zen-Geist, Anfänger-Geist)

Auch das womit wir unser Dasein füllen, Besitz, Tätigkeiten, Fähigkeiten, Ansichten, Beziehungen, ist nicht das wesentliche. Die Leere können wir in der stillen Meditation erfahren.

Bewusstsein

Auf keiner meditativ-spirituell angehauchten Website kann dieser Begriff fehlen, also komme ich nicht darum herum. Geht es nach irgendwelchen parawissenschaftlichen Esoterikern, dann ist Bewusstsein ein geheimnisvoller Stoff der sich im leeren Raum zwischen den Atomen ausbreiten soll und mit Zauberhand Elektronen polarisieren soll, uns durch alle Wiedergeburten begleiten soll, und so weiter.

Bewusstsein ist (wie ich es verstehe) die Fähigkeit, sich ein Bild von der Welt zu machen, ein Bild von sich selbst zu machen und zu erkennen dass es eben nur ein Bild ist das für andere Menschen (bzw. Tiere(*)) ganz anders aussehen kann.

Siehe auch "Ist das Hirn vernünftig?"

Es gibt heute sogar schon Ansätze, Roboter mit Bewusstsein auszustatten. Der erste und einfachste Schritt dazu ist, den Roboter dazu zu befähigen, sich ein Bild von seinem eigenen Körper (Gelenke, Antriebe und ihr Zusammenspiel) zu machen anstatt dieses Bild fix einzuprogrammieren. Der Roboter kann dieses Bild adaptieren, wenn z.B. ein Antrieb ausgefallen ist.

Noch ein paar Links zum Thema künstliches Bewusstsein, ausnahmsweise gleich direkt beim Thema und nicht bei den Quellen.

Nimm mich wie ich bin

Schön wenn du mich nimmst wie ich bin. Einfordern kann ich das von dir aber nicht. Denn dann nehme ich dich nicht wie du bist.

Ich will bedingungslos geliebt werden. Das mache ich zur Bedingung.
Wenn beide das wollen, dann wird es nicht funktionieren.

Das Gegenteil von bedingungsloser Liebe ist bedingungsvolle Liebe

Das Gegenteil von Liebe

ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.

Anfängergeist

Was ist ein Anfänger? Ein Anfänger ist jemand der etwas nicht kann. Das ist richtig, aber nicht die ganze Wahrhheit.

Ein Anfänger ist einer der mit frischem Geist an eine Sache herangeht. Mit Neugier, ohne eingefahrene Routine. Wenn ich das selbe Motiv noch einmal zeichne oder male, dann ist die zweite Variante technisch besser. Oft hat die erste Variante aber eine Kraft und Spontanität die der zweiten Variante fehlt.

Zen-Praktizierende versuchen, ihren Anfängergeist zu bewahren.

Siehe Zen-Geist, Anfänger-Geist

Fragen

Fragen sind dazu da beantwortet zu werden. Frage - Antwort - erledigt.

Fragen können mehr als das. Fragen können uns beschäftigen. Fragen können uns quälen - aber nur wenn wir uns quälen lassen.

Fragen sind wichtiger als Antworten.

Dieser Moment zwischen Frage und Antwort, der hat was. Der Moment in dem die Zukunft offen ist. Der Moment der nie wieder kommt.

Noch eine Frage

Ich fahre gerade mit dem Fahrrad in die Arbeit, wie immer in Gedanken. Ich bemerke einen Geruch. Ich weiß nicht wonach es riecht, ich kann ihn nicht zuordnen.

Da ich schon etwas Übung habe, bemerke ich wie ich versuche, den Geruch zuzuordnen, die Frage zu beantworten. Der Geruch löst Gefühle aus, auch das bemerke ich. Und natürlich das unangenehme Gefühl, eine Frage nicht beantworten zu können.

Muss ich die Frage beantworten? Nein! Ich kann den Geruch wahrnehmen, kann die Gefühle wahrnehmen, und muss die Frage nicht beantworten.

Sinn des Lebens

Es hat keinen.

Das gibt mir die Freiheit ihm einen Sinn zu geben.

Sinn des Universums, anthropisches Prinzip

Die Naturkonstanten müssen soooo waaahhhnsinnig genau abgestimmt sein damit es das Universum in dieser Form (und folglich auch uns) gibt, da muss doch ein höheres Wesen existieren das sich etwas dabei gedacht hat!

Muss es wirklich?
Nein, muss es nicht.

Wenn das Universum nicht so wäre dann gäbe es uns nicht und wir könnten uns nicht darüber wundern.

Ein Vergleich: Stell dir vor du bekommst einen Brief in dem drin steht dass du bei einem Glücksspiel gewonnen hast. Du hast zwar nicht gewusst dass es das Spiel überhaupt gegeben hat und dass du teilgenommen hast, aber jetzt wandert ein respektabler Geldbetrag auf dein Konto (solche Briefe kommen von Betrügern, in unserem Beispiel soll es aber wirklich so sein). Du hast gewonnen, es gibt kein zweites Spiel.

Jetzt fragst du dich: Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich war es, dass ich gewonnen habe? Hat es 37 Möglichkeiten gegeben, wie wenn ich beim Roulette auf eine Zahl setze? Oder hat es nur eine Möglichkeit gegeben so dass ich auf jeden Fall gewinnen musste? Oder 37000? Oder 3700000000? Oder 37 Fantastilliarden Möglichkeiten?

Wenn du ein bisschen drüber nachdenkst wirst du feststellen: Es ist völlig egal. Wenn du nicht gewonnen hättest wärst du nicht verständigt worden und du könntest dir diese Frage gar nicht stellen.

Die Wahrscheinlichkeit ist vor dem Eintritt eines Ereignisses relevant, danach ist sie bedeutungslos. Sie hätte für die nächste Spielrunde eine Bedeutung, aber es gibt keine nächste Spielrunde.

Der Fall "eine einzige Möglichkeit" in unserem Beispiel entspricht der Existenz des höheren Wesens das unser Universum erschaffen hat und die Naturkonstanten absichtlich so festgelegt hat. Alle anderen Zahlen bedeuten: Das Universum ist zufällig und ohne Eingreifen eines höheren Wesens entstanden. Wir können nicht erkennen welcher Fall vorliegt. Wir können nicht auf die Existenz eines höheren Wesens schließen (und sie natürlich auch nicht ausschließen).

sorglos, schamlos, Leichtsinn

Wollen wir diese Wörter einmal wörtlich nehmen.

Mir ist schon klar, dass man etwas anderes meint, wenn man diese Wörter ausspricht, aber unser Sprachgebrauch suggeriert dass wir dauernd eine Last herumtragen (sollen).

Spontantes Glücksgefühl

Du sitzt mit schmerzenden Knien auf dem Meditationkissen, dir ist langweilig, dir laufen dauernd die Gedanken davon. Die andern berichten von Glücksgefühlen, aber bei dir will sich der Erfolg nicht und nicht einstellen, so hart du auch daran arbeitest.

Aus Selbstbeobachtung habe ich festgestellt: Das Glücksgefühl klopft immer wieder an die Türe. Nicht (nur) beim Meditieren sondern (auch) bei den unmöglichsten Gelegenheiten. Dann blitzt sofort die Frage auf: Warum bin ich glücklich? Habe ich einen Grund dazu, darf ich das überhaupt?

Es braucht ein bisschen Übung beim "im-hier-und-jetzt-sein" um überhaupt zu erkennen dass ich mir diese Frage stelle. Und wenn die Frage bewusst geworden ist kannst du sie beantworten: Ja, ich darf das!

Eines funktioniert nicht, zumindest nicht verlässlich: Dir zu merken in welcher Situation es eingetreten ist und in der gleichen Situation zu erwarten dass es wieder geschieht. Das kann sogar kontraproduktiv sein. Bleib absichtslos, bleib offen für unverhoffte Glücksmomente.

Autogenes Training

Angenehme und heilsame Entspannung.

Während ich mir die Affirmation gebetsmühlenartig vorsage (z.B. "beide Hände und beide Füße sind schwer und warm") laufen mir die Gedanken davon. Durch Verlust des Muskeltonus spüre ich die Stellung meiner Arme und Beine nicht mehr, manchmal entsteht die Illusion der Bewegung.

Also eigentlich keine achtsame Übung. Trotzdem praktiziere ich sie gerne.

Das Training sensibilisiert für Muskelspannungen und hilft dadurch auch in der alltäglichen Routine, Verspannungen zu vermeiden. Ich kann schnell einmal meinen Körper "durch-scannen" und finde den einen oder anderen Muskel den ich noch entspannen kann. Bei mir haben Schultern und Gesichtsmuskulatur oft "Entspannungspotential".

Atem

Häää? Ich kann doch atmen. Den ganzen Tag mache ich das, sogar die ganze Nacht hindurch und musste es nie lernen. Will mir da jemand das Atmen beibringen?

Der Atem ist der Dreh- und Angelpunkt. Es dreht sich nicht darum, anders oder besser zu atmen.

Nimm deinen Atem wahr - wieder so eine Anweisung. Ich weiß doch eh dass ich atme.

Nein, nimm es wahr. Konzentrier dich darauf, auch wenn es banal ist. Spür wie die Luft kalt und trocken in dich hinein strömt, wie sie warm und feucht wieder heraus strömt. Beobachte die Bewegung von Wirbelsäule und Becken. Beobachte deinen Atem nur, er fließt von selbst. Der Atem ist im hier und jetzt, der Atem ist im Körper. Der Atem zeigt und den Weg ins hier und jetzt, der Atem zeigt uns den Weg vom "Kopf" in den Körper. Der Atem lehrt uns dass es kein Innen und kein Außen gibt, nur ein Universum.

Störungen

Störungen beim Meditieren (Straßenlärm, ein klingelndes Handy,..) sind gar nicht so schlimm.

Sie erinnern mich immer wieder daran dass ich meditiere und holen mich ins hier und jetzt zurück.

Geräusche

Geräusche die von draußen herein dringen haben Bedeutung - aber nur die Bedeutung die wir ihnen (aus Erinnerung, Erfahrung, Wertungen,...) gegeben haben. Jetzt, in der Meditation ist die Bedeutung vollkommen unwichtig.

Dann kann ich die Geräusche einfach annehmen. Sie einfach nur da sein lassen, so als ob ich sie noch nie gehört hätte. So als kämen sie z.B. aus einer Windharfe. Qualitäten erfahren, die ich sonst nicht erfahre, weil ich normalerweise die Bedeutung an Stelle des Geräusches setze.

gefährlich?

"Je mehr du im Augenblick lebst umso lebendiger, lustvoller und kraftvoller wirst du leben, aber auch umso gefährlicher". Das hat eine Lehrerin vorgelesen, ich habe es mir nicht wörtlich gemerkt und weiß nicht mehr woher der Text ist.

Wie ich das gehört habe, habe ich ein Bild vor meinem geistigen Auge gesehen: Dauernd den Bezug zu Zukunft und Vergangenheit herzustellen ist wie ein Brett über die Höhen und Tiefen zu legen und mich immer abzusichern damit ich nicht in ein Loch fallen kann. Ein Bild ist nur ein Bild, Bilder sind unvollständig. Das Brett verhindert auch, Höhenflüge zu erleben. No risk no fun, wie man gerne sagt.

Ich habe ja eingangs geschrieben dass man nicht dauernd im Hier und Jetzt sein muss. Diese Absicherung, die Frage ob ich nicht in Zukunft bereue was ich hier und jetzt tue, hat schon ihre Berechtigung. Aber gerade diese Frage muss ich mir nicht dauernd stellen sondern kann sie zwischendurch immer wieder einmal loslassen und mich ins Hier und Jetzt holen.

vagrompf di ned

Wenn ich krampfhaft bemüht bin etwas zu erreichen dann stehe ich mir selbst im Weg.

Dagegen hat der Volksmund ein probates Mittel: vagrompf di ned ( = "verkrampf dich nicht", Anmerkung für nicht-österreichische Leser). Durchatmen(!), entspannen, loslassen, eine Pause machen,....

So fremd ist uns die Idee der Absichtslosigkeit gar nicht!

Das Universum sorgt für dich

Du willst etwas erreichen? Dann mach es so:

Stell dir vor du hättest das Ziel bereits erreicht. Welches Gefühl möchtest du dabei empfinden? Geh ganz hinein und spür wirklich das Gefühl. Und dann vergiss deinen Wunsch, dann sorgt das Universum dafür dass er erfüllt wird.

Du stellst nach einiger Zeit fest dass dein Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist?
Falsch gemacht, du hast ihn nicht vergessen. Also noch einmal von vorne.

Wenn du es richtig machst gibt es zwei Möglichkeiten:

Du siehst: 100% Erfolgsgarantie!
Egal was passiert, du wirst nie wieder einen unerfüllten Wunsch haben ;-)

Na ja, so dumm wie ich es jetzt ausgedrückt habe ist es auch wieder nicht. Unbewusst verhält man sich anders, und das kann wirklich helfen. Das hat auch mit Absichtslosigkeit zu tun. Mit dem zuvor erwähnten Ver- bzw. Entkrampfen. Man kann das Universum als Metapher, als mentales Bild sehen.

Fahrrad

Das ist keine spirituelle Praxis - allerdings gibt es nichts was nicht spirituelle Praxis sein kann. Und schließlich heißt diese Seite ja Meditation und Körpererfahrung.

Ich fahre täglich mit dem Fahrrad ins Büro und erledige auch sonst fast alle Wege in der Stadt mit dem Fahrrad. In den 80er Jahren haben wir mitgeholfen den Fahrrad-Boom ins Leben zu rufen. Wir haben nicht geglaubt dass es so lange dauern würde. Das Fahrrad ist für mich kein Sportgerät sondern ein Verkehrsmittel. Neben dem Umwelt-Aspekt und der Tatsache dass es unglaublich praktisch ist, wirkt die mäßige und regelmäßige Bewegung Wunder.

Zweifel

Feedback-Runde in einem Seminar. Jeder erzählt wie es ihm mit den Inhalten und Übungen geht. Eine Frau hat Zweifel. Sie kann das was alle anderen fühlen nicht 100%ig spüren.

Darauf sagte der Seminarleiter Zafer Feichtner: Das ist das Echtheitszertifikat.

In der Esoterik und in der Religion wird oft gefordert dass man die angebotenen Inhalte zu 100% und ohne jeglichen Zweifel glauben soll.

Wenn man 100%ig von etwas überzeugt ist dann kann es sein dass man sich etwas vormacht, dass man sich in etwas verrannt hat. Vor allem hat man keine Chance zu erkennen dass man auf dem falschen Dampfer ist. Die Natur des Menschen heißt zweifeln, immer auch über den Tellerrand schauen, immer die eigene Position aus einer anderen Blickrichtung sehen und hinterfragen. Wer keinen Zweifel an seiner Position kennt liegt ziemlich sicher daneben.

man

Ach, was kann man alles in dieses kleine Wörtchen hinein interpretieren!

Es sei sexistisch. Man/frau müsse immer man/frau sagen oder schreiben. Gut, das wäre mit der Such- und Ersetzfunktion schnell erledigt, aber warum nicht frau/man? Vielleicht abwechselnd einmal so und einmal so.

Oder viel schlimmer, wer das Wörtchen verwendet wolle sich nicht festlegen wen er konkret meint und das sei wieder ganz schlecht weil derjenige hätte ein gestörtes Verhältnis zu seiner eigenen Identität usw. Alles schon gehört, und zwar ernst gemeint.

Auf meinen Seiten kommt das Wörtchen ziemlich oft vor. Ich verwende es dann wenn es egal ist wen ich meine. "Man kann mit einer Füllfeder schreiben". Ich könnte sagen "Ich kann mit einer Füllfeder schreiben", aber das ist nicht das was ich meine weil es hat ja nichts mit mir zu tun. "Jeder Mensch kann mit einer Füllfeder schreiben" stimmt auch nicht, weil es Menschen gibt die es nicht können (Kleinkinder, Analphabeten, Menschen mit einer Gipshand). "Wir können mit einer Füllfeder schreiben" - noch viel ärger, wer gehört zu dieser implizit vereinbarten Gruppe der wir's dazu? Klar, die die mit einer Füllfeder schreiben können, aber ich habe bewusst ein banales Beispiel gewählt, in Wirklichkeit ist das Wort "wir" ganz schön tricky.

Also: Ich verwende das Wort "man" und muss mich deshalb nicht gleich in Psychotherapie begeben oder mich vor dem Gleichbehandlungsausschuss rechtfertigen.

das Ego

Selbstwertgefühl ist etwas schönes. Wenn es bedroht wird dann springt das Ego in die Bresche. Es liefert Glaubenssätze, Wertungen, Beschuldigungen und Geschichten um das Selbstwertgefühl zu retten.

Ich mag mein Ego.

Das Ich entsteht im Du

Ich erlebe mich als teilweise ähnlich wie andere Menschen, teilweise verschieden. Dadurch entsteht mein Selbstbild und es entsteht immer wieder neu.

Ein Schiff ist eine oft gebrauchte Metapher für die Persönlichkeit. Fest gefügt, immer gleich, zielstrebig auf seinem Kurs. Ist die Persönlichkeit nicht eher wie die Rauchschwaden aus dem Schornstein die ihre eigene Dynamik haben sich im Zusammenspiel mit dem Wind immer wieder neu formen? Wie die Bug- und Heckwelle die sich immer wieder neu formen und im Wechselspiel mit anderen Wellen verändern? Dieses Bild habe ich vor meinem geistigen Auge gesehen und mit Farbe sichtbar gemacht.

Auf hoher See
Auf hoher See
Auf hoher See 2
Auf hoher See 2

Veränderung

Lange habe ich mich meinem Selbstbild verpflichtet gefühlt. Ich bin heute der selbe der ich gestern war, ich muss morgen der selbe sein der ich heute bin. Was ich gelernt habe soll auch morgen noch zu mir passen. Auch die Mitmenschen scheinen zu erwarten dass ich immer der gleiche bleibe.

Irgendwann habe ich bemerkt dass ich verkruste. Dass ich zur Kopie meiner selbst werde. Wie eine Geschichte die man immer wieder erzählt. Es müssen ja keine spektakulären Veränderungen sein, im großen und ganzen bin ich ja mit mir zufrieden. Aber der Panzer hat Risse bekommen und ist beweglicher geworden.
Das ist gut so.

bitch

(aus dem Text des Liedes "Bitch" von Meredith Brooks)

Archetypen

Das Konzept der Archetypen geht auf C.G.Jung zurück. Er entdeckte dass es in allen Kulturen unabhängig voneinander bestimmte Mannesbilder gibt, die in Geschichte, Geschichten, Mythen, Märchen und Sagen vorkommen. Die vier wichtigsten (oder zumindest die am häufigsten genannten) Archetypen sind: Der König, der Krieger, der Liebhaber und der Magier.

Es sind Rollen die man(n) spielt, Muster mit denen man(n) sich identifiziert, Muster die die Mitmenschen erwarten. Auch im inneren Dialog treten diese Figuren miteinander in Beziehung.

Archetyen

Namasté

Ich verneige mich vor dem Gott in dir.

Laut Wikipedia ist das Aussprechen des Wortes Namasté nur im Westen üblich, in Indien ist die Geste nicht notwendigerweise vom wörtlichen Gruß begleitet. Als stumme Geste passt es für mich besser.

Energie

Techniker und Wissenschaftler müssen sich an diesen Begriff erst gewöhnen. Über Energie haben wir im Physikunterricht gelernt. Energie kennen wir als etwas das man in Kalorien, Wattsekunden oder Kilowattstunden messen kann, als etwas das man über physikalische Prozesse in andere Energieformen umwandeln kann.

Denk dir einfach: Es ist ein Übersetzungsfehler. Dieses Wort bezeichnet etwas anderes als wir gemeinhin darunter verstehen.

Und was ist diese Energie dann, wenn sie nicht das ist was wir gemeinhin darunter verstehen? Lass diese Frage unbeantwortet. Wir müssen es nicht wissen.

Chakren

Chakren sind (gedachte) Energiezentren im Körper. Sie sind etwa entlang der Körperachse angeordnet. Meist werden sieben Chakren genannt. Sie beginnen beim Wurzelchakra das etwa im Beckenboden angesiedelt ist und enden beim Kronenchakra im Scheitel.

Ausführliche Erklärung siehe Wikipedia

Mediatationssitz

Meditation ist (im allgemeinen) nicht an eine bestimmte Körperhaltung gebunden. Es gibt keine Extrapunkte für das Ertragen von Schmerzen. Ich habe ein Seminar erlebt bei dem der Lehrer auf einem Sessel gesessen ist (und die Schüler auf dem Meditationskissen).

Einen großen Vorteil hat der Meditationssitz: Er sieht unheimlich gut aus. Wenn du den halben oder vielleicht sogar den ganzen Lotussitz schaffst ist dir die stille Bewunderung der anderen Seminarteilnehmer sicher ;-)

Wenn du den Meditationssitz erlernen willst (was aber nicht unbedingt sein muss) helfen die einfachen westlichen Dehnungsübungen die jeder Jogger kennt. Reglmäßig angewandt, beim Telefonieren, beim Zähneputzen etc.

Paradoxien

Wir haben die Absicht, absichtslos zu sein.
Wir wollen nicht werten ... doch damit werten wir das Werten.
Sind die esoterischen Anweisungen sinnlos und wertlos?

Epimenides war ein Kreter der sagte: Alle Kreter lügen.
Wenn alle Kreter lügen, und Epimenides ist selbst Kreter, so lügt er auch, und es ist nicht wahr dass alle Kreter lügen. Dann ist es aber doch wieder wahr, dann ist es nicht wahr ... usw.

In dem Buch "Gödel Escher Bach - ein endloses geflochtenes Band" machte Douglas Hofstadter auf Paradoxien aufmerksam. Sie sind nicht nur in Kunst, Musik und Mathematik zu finden, sondern im ganzen Leben. Saleem Matthias Riek's "Herzensfeuer" ist eine Liebeserklärung an die Paradoxien des Lebens. In Politik und Wirtschaft wollen wir verlässlich geführt werden aber gleichzeitig tun können was wir wollen. Produktion und Vertrieb eines Unternehmens haben teilweise widersprechende Ziele und sind auf einander angewiesen. In der Partnerschaft suchen wir gleichzeitig Bindung und Freiheit. Zu Ende gedacht führt jedes logische System in eine Paradoxie. Wo der Verstand zu Ende ist kann es weitergehen.

Wir sind gewohnt, Paradoxien auflösen zu wollen oder uns herum zu mogeln oder gar nicht erst so weit zu denken. Das kostet uns viel Energie und schränkt uns ein.

Tun wir doch das Unmögliche und messen wir unser Tun nicht am Erfolg. Tanzen wir in jeder Situation den Tanz der Gegensätze. Wollen wir uns wenigstens für einen Moment vorstellen wir täten das Unmögliche.

üben

Ich übe etwas um es zu können. Dann bin ich nicht absichtslos. Ich übe heute um es in Zukunft zu können, also bin ich nicht im Hier und Jetzt. Etwas zu können halte ich für besser als es nicht zu können, also werte ich.

Ich übe das im-Hier-und-Jetzt-sein, ich übe absichtslos zu sein, ich übe das nicht-werten. Das ist paradox.

Ich übe Paradoxien zu l(i)eben.

Mikro-Meditation

Stundenlang im Lotussitz auf dem Meditationskissen? Ja, für buddhistische Mönche vielleicht.
Täglich eine halbe Stunde ... Wer hat schon so viel Zeit und Disziplin?
Im Meditationsseminar .. ja, einmal im Jahr, mehr geht sich meistens nicht aus.

Bushaltestelle.
Ein schneller check ob du irgendwelche Muskeln unnötig anspannst (wie beim autogenen Training).
Werde deiner gewahr. Spüre deinen Atem. Spüre wie warme Luft aus deiner Nase strömt und kalte Luft in deine Nase strömt. Spür wie sich deine Lunge füllt und entleert. Nimm wahr wie sich deine Wirbelsäule im Atemrhythmus bewegt, wie sich diese Bewegung auf das Becken überträgt. Nimm wahr wie die Erde dein Gewicht trägt. Nimm die anderen Wartenden wahr. Nimm dein Wahrnehmen wahr.
Ein paar Sekunden oder ein paar Minuten. Bis der Bus kommt.

Siehe "Mikro-Praktiken" bei Daniel Odier

Achtsamkeit

ist ein kürzeres Wort als "absichtslos-im-Hier-und-Jetzt-sein-und-nicht-werten", es bezeichnet das gleiche.

Es gibt Situationen da ist es augenscheinlich von großem Vorteil, ganz auf das konzentriert zu sein was man gerade tut, z.B. im Straßenverkehr. Doch selbst da ist man oft geistesabwesend.

Konzentrier dich auf das was du gerade tust. Auch wenn es nichts ist was Konzentration erfordert. Wie schon ein paar Mal gesagt, das muss nicht andauernd sein, aber es ist schon viel wert sich immer wieder kurz zurückzuholen.

Nimm die Geräusche um dich herum wahr, die Gerüche, spür die Kleidung auf deiner Haut, Wärme, Kälte, alles was gerade da ist. Nimm deine Stimmung wahr ohne sie zu bewerten. Nimm deine Gedanken wahr. Das ist Meditation.

Schokolade

Ich stecke ein Stück Schokolade in den Mund. Meine Gedanken sind sofort wieder irgendwo.

Ich habe den Bissen schon hinunter geschluckt da meldet sich der Geschmackssinn: Da war doch was, da hätte doch was sein sollen. Nächstes Stück, die Gedanken sind sofort wieder irgendwo. Da hätte doch was sein sollen. Nächstes Stück - usw. So kann ich eine ganze Tafel Schokolade auf einen Sitz verputzen, und zwar eine große.

Ich stecke ein Stück Schokolade in den Mund. Nein, jetzt bleibe ich mit meinen Gedanken bei der Schokolade. Beim Geschmack. Nehme wahr wie sich der Geschmack von Sekunde zu Sekunde ändert. Ich bin im Hier und Jetzt.

Die Schokolade-Meditation.

Warten

Wenn ich warte bin ich nicht im Hier und Jetzt. Ich will ja schon in der Zukunft sein, das worauf ich warte soll schon stattfinden (oder soll schon vorbei sein). Was könnte ich nur alles tun wenn ich nicht warten müsste! Warten ist Zeitverschwendung.

Sei im Hier und Jetzt. Nimm deine Umgebung wahr, die anderen Wartenden. Nimm deinen Körper wahr, deine Stimmung, deine Gedanken, deine Atmung. Du wartest, du hast Zeit. Zeit für dich.

Schlaflosigkeit

Natürlich habe ich auch Nächte in denen ich partout nicht schlafen kann und mich im Bett hin und her wälze. Also, das Allheilmittel gegen Schlaflosigkeit erfährst du hier nicht. Weil ich es nicht habe.

Oft ist es so dass ich gar nicht schlafen will weil meine Gedanken gerade so interessant sind. Aber die Vernunft sagt dass ich schlafen soll damit ich morgen fit bin.

So gelingt es mir meistens:

Zuerst den Körper Entspannen, autogenes Training.

Atemzüge zählen, nicht denken. Aber nicht so streng, denn auch das vorsätzliche nicht-denken (oder der Versuch nicht zu denken) hält mich vom Einschlafen ab.

Bilder die vor dem geistigen Auge auftauchen begrüßen. Sie sind Vorboten des Traumes.
Aber die Bilder vorbei ziehen lassen, nicht festhalten, nicht neue Gedanken daran anknüpfen.

Wenn das Einschlafen nicht gelingt dann habe ich mich wenigstens entspannt - das ist auch schon was.

Und hier noch eine gute Nachricht aus der Wissenschaft:
Menschen mit Schlafstörungen liegen im Schnitt kaum länger wach als gute Schläfer. Siehe: "Schlechte Schläfer träumen viel vom Grübeln"

Schmerzen

"Du leidest nicht am Schmerz sondern an der negativen Bewertung".

Na toll, was soll ich damit anfangen? Was kann man mit einem Schmerz tun, außer ihn negativ zu bewerten?

Eine gängige Reaktion ist es, sich vom Schmerz abzulenken. Lies ein spannendes Buch, zum Beispiel. Während einer Zahnbehandlung kannst du dich unter Hypnose an einen Palmenstrand träumen.
Das funktioniert.

Probier auch einmal das Gegenteil:
Konzentriere dich auf den Schmerz. Werde selbst ganz zu diesem Schmerz. Vergiss alles andere. Vergiss die anderen Menschen denen (zb.) das linke Knie nicht weh tut, vergiss die Vergangenheit in der dein linkes Knie nicht weh getan hat, vergiss die Zukunft in der du hoffst dass die Schmerzen weg sind und vergiss das rechte Knie das vergleichsweise besser ist. Es gibt nichts außer dein schmerzendes linkes Knie.

Auf einmal stört er dich nicht mehr. Es fehlt die Referenz, der Zustand der sein soll.
Dann bist du im Hier und Jetzt. Dann wertest du nicht. Dann bist du absichtslos.

Ich habe zum Glück noch nicht allzu starke Schmerzen gehabt um diese Technik zu üben. Ich hoffe dass es funktioniert wenn ich es einmal brauche.

noch ein Trick zum Schmerz

"Ich habe Kopfweh" setzt sich auch als Idee fest.

Schmerzen sind nicht immer gleich stark. Schmerz macht auf sich aufmerksam wenn er kommt, aber er stiehlt sich heimlich davon. Es kann passieren dass ich weiter unter dem Schmerz leide obwohl er im Moment gar nicht so stark ist oder schon längst verschwunden ist.

Die Frage "Tut es noch weh?", an sich selbst oder jemand anderen gerichtet, kann ein kleines Wunder bewirken.

(Anmerkung: Es kann aber auch sein dass irgendeine Ursache oder Handlung fälschlich für die Linderung des Schmerzes verantwortlich gemacht wird, siehe Aberglaube (und wem in diesem Zusammenhang "Quantenheilung" einfällt der hat erraten wie ich auf diesen Gedanken gekommen bin (Es ist eine alte Beobachtung die mir in diesem Zusammenhang wieder eingefallen ist (und diese Bemerkung ist schon wieder einmal länger als das eigentliche statement (und jetzt mache ich alle Klammern wieder zu)))))

Kälte

Ich trete aus dem Haustor in die kalte Luft. Reflexartig kontrahieren meine Muskeln im Bauch- und Brustbereich. Mein Atem wird flach, ich ziehe den Kopf ein. Kalt. Unangenehm.

Ich trete aus dem Haustor in die kalte Luft. Ich entspanne mich. Ich atme die kalte Luft bewusst ein. Ich lasse mich von der Kälte berühren. Es ist eine kleine Meditation.

Klar, der Schutz vor Kälte hat seinen Sinn. Der Körper hat Recht wenn er mich davor warnt dass Gefahr besteht. Lang sollte ich nicht ungeschützt in der Kälte bleiben. Aber im Moment kann ich sogar die Kälte genießen.