Was der bunte Vogel pfiff, fühle und begreif ich:
Liebe ist der Inbegriff, auf alles andre pfeif ich.

(W.Busch)

Liebe

"Ich habe den Artikel über die Liebe auf deiner Homepage gelesen".
Hmmm, ich habe doch gar keinen Artikel über die Liebe auf meiner Homepage. Grund genug, einen zu schreiben.

Liebe ist.... ja, was denn?
Das was uns die gleichnamige Cartoon-Serie erklärt?
Die Liebe ist wie Zahnweh sang Peter Igelhoff.

Esoteriker wettern entrüstet dagegen dass Neurobiologen die Liebe "auf elektrochemische Vorgänge reduzieren", gleichzeitig wollen sie die Liebe in die Quantentheorie hinein reklamieren. Da wird auch gleich die Evolution weg-argumentiert weil alle Lebewesen einander lieben weil die Zellen einander lieben weil die Moleküle einander lieben weil Atome durch die Liebe zusammengehalten werden und so weiter.

Der Philosoph Richard David Precht zerlegt in seinem Buch "Liebe - ein unordentliches Gefühl" pointiert und kenntnisreich den Standpunkt der evolutionären Psychologie. Das hat mich die ersten 100 Seiten lang interessiert und amüsiert, dann habe ich das Buch beiseite gelegt.

Die Liebe Gottes erschuf alles, das Theozidee-Problem eingeschlossen.

Also halte ich es mit der Liebe wie mit der Energie: Ich weiß nicht was das ist. Und muss es gar nicht wissen.
Vielleicht ein ungewöhnliches Geständnis weil sich in dieser Disziplin wohl jeder für einen Experten hält, Wissen Macht ist und Wissenslücken so etwas ähnliches wie Zahnlücken sind die geschlossen werden müssen.

Liebe, sagt man schön und richtig,
ist ein Ding was äußerst wichtig.
Nicht nur zieht man in Betracht
was man selber damit macht,
nein man ist in solchen Sachen
auch gespannt was and're machen.
(Wilhelm Busch)

Was machen wir damit, was machen andere damit, und vor allem: was machen wir daraus?

Wen "es erwischt" hat, der stellt sich die Frage gar nicht. Wichtig und unwichtig sind plötzlich anders verteilt, Emotionen spielen verrückt, dass Wechselbad der Gefühle, die Essenz des Lebens!

Kann ich es so sein lassen? Im Hier und Jetzt sein? Einfach annehmen was es mit mir macht? Und trotzdem (oder gerade deswegen) ich selbst sein, auf meinen beiden Beinen stehen? Im Wechselbad der Gefühle einfach nur baden?

Oder Abgrenzen. Liebe ist ...., und ... kann nicht Liebe sein. Das Wechselbad nicht haben wollen, nur warm, nicht kalt. Wer liebt hat sich so und so zu verhalten. Wer von mir geliebt wird hat sich so und so zu verhalten.

Oder Absicht. Absicht, Liebe zu finden. Absicht, nicht zu lieben weil Liebe nur unter genau definierten Randbedingungen möglich sein darf.

Was je nach Situation gefordert oder verboten ist, das ist nicht die Liebe sondern die Absicht die wir aus der Liebe machen (und die man leicht mit Liebe verwechselt). Ersticken was man nicht ersticken kann ohne selbst zu ersticken. Festhalten was da ist, nicht im Hier und Jetzt sein. Festhalten was sich nicht festhalten lässt. Absichern was in der Absicherung nicht gedeihen kann.

"Ich kann ohne dich nicht leben" ... wie oft hören/lesen wir diesen Satz, in Opern, Liedertexten, Büchern, Filmen oder auch im richtigen Leben.
Wenn ich es ohne dich nicht kann, dann werde ich es mit dir wahrscheinlich auch nicht schaffen.

Theoretisch könnten wir ja dauernd in diesem Zustand der Verliebtheit sein.
Das könnte unser ganz natürlicher Zustand sein.
Praktisch brauchen wir einen geliebten Menschen dazu.

Wir sitzen auf unseren Meditationskissen. Wir entzünden kleine Kerzen. Ich stelle meine Kerze zu deiner Kerze. Wir spielen mit dem Feuer. Mit dem Feuer der Liebe. Dabei kann man sich schon einmal die Finger verbrennen. Das Feuer der Liebe kann dich verbrennen. Das Feuer der Liebe kann dich wärmen und nähren. Wir können das Feuer der Liebe so sein lassen.(*)