1. Elektroflug ist teurer
Das wird in ein paar Jahren wahrscheinlich nicht mehr stimmen, aber derzeit ist es so.
Allerdings sind Flugmodelle und Fernsteuerungen heute nicht mehr so teuer, so dass sich das Ganze im Rahmen hält.
Bürstenmotoren und NiMH-Akkus sind billig aber relativ schwer und schwach. Bürstenlose Antriebe und LiPo-Akkus sind stark und leicht, aber sie kosten mehr.
Der Handy- und Laptop-Markt hat uns die Lithium-Akku-Technologie beschert.
Wenn die Autoindustrie einmal Scheibenwischer, Fensterheber etc. mit BLDCs (brushless DC-motor = bürstenloser Gleichstrommotor) ausrüstet, wird deren Preis rapide nach unten gehen, außerdem ist eine weitere Leistungssteigerung zu erwarten.
Ein Elektro-Antrieb ist schnell ein- und ausgebaut. Wenn man darauf achtet, dass mehrere Modelle den gleichen Antrieb verwenden, kann man Geld sparen.
Per Direktbestellung aus Fernost bekommt man die Komponenten wahrlich zu Spottpreisen. Das widerspricht zwar meinem Grundsatz, heimische Händler leben zu lassen, aber Dinge die ich mir sonst gar nicht kaufen würde, bestelle ich schon einmal in Hong Kong.
2. Akkus haben eine kurze Lebensdauer
Das macht die Sache nicht gerade billiger. Trotz angeblich schonender Ladeverfahren.
Das Delta-U-peak Ladeverfahren ist meiner Ansicht nach nicht mehr Stand der Technik, Alternativen (ECS, CCS, ...) sind aber schwer zu finden bzw. wieder vom Markt verschwunden.
Ich habe den Verdacht dass sie zu gut sind, die Industrie will lieber neue Akkus verkaufen.
Das bezieht sich auf NiXX-Technologie.
LiPo-Akkus sind "zahmer" im Ladeverhalten, sie lassen sich im Prinzip wie Bleiakkus laden (mit geeigneten Ladegeräten) und haben de facto keine Selbstentladung. Aber auch ihre Kapazität lässt im Laufe der Jahre nach.
3. Die Ladezeit ist relativ lang
Das Laden eines Akkus dauert wesentlich länger als das Betanken eines Verbrenners.
Meist nicht so schlimm, weil man sowieso nicht dauernd fliegt. Meine Elektrosegler machen ca. 3 Flüge mit je 3-4 Steigflügen mit einer Akkuladung, da ist man einen halben Tag beschäftigt.
Heutige (2010) Akkus sind 2C-ladbar.
Abhilfe, wenn gewünscht: Mehrere Akkus, das erhöht natürlich die Kosten.
Auch hier kann man wieder darauf achten, dass mehrere Modelle mit dem gleichen Akku betrieben werden können. Zwei Akkus für vier Modelle, da ist man flexibel. Wenn Modellbaukollegen vielleicht gleiche Akkus und Stecker benutzen, kann man sich gegenseitig aushelfen.
4. Gefahr von Funkstörungen
Die Impulse des Reglers und ggf. Bürstenfeuer können den Empfänger stören.
Eine Sorgfältige Ausführung der Verkabelung, ggf. Entstörung und die Überprüfung durch einen Reichweitentest bei halb- und Vollgas sind ein Muss.
Dann sollte es kein Problem geben.
Übrigens kann auch die Zündung von Benzinmotoren Störungen verursachen.
5. Leistungsgewicht
Moderne Elektroantriebe sind den Verbrennern sogar schon überlegen!
Der Elektro-Antrieb muss noch das Spielzeug-image loswerden.
6. Elektroflug ist leise
Das ist für mich das Hauptargument. Und der Grund dafür, dass ich mir wünsche, dass sich der Elektroflug möglichst rasch durchsetzt.
Was gesetzlich erlaubt ist kann trotzdem eine Qual für die Nachbarn sein.
Motorräder und Traktoren sind auch laut, aber die fahren weg!
Wer wegen der Kosten Verbrenner fliegt, spart auf Kosten der Lebensqualität anderer.
Es gibt noch eine andere Art der Lärmbelästigung: Wenn ein Verbrenner auf dem Flugplatz läuft (warmlaufen, einlaufen, Probelauf etc.) hört man sein eigenens Modell nicht mehr. Das ist sehr irritierend, da das Motorgeräusch (auch bei einem Elektro-Modell) Auskunft über den Flugzustand gibt.
Es gibt wohl Piloten denen ein lautes Modell gefällt, aber ich finde dass Verbrenner so mühevoll und gequält klingen. Dagegen finde ich es immer wieder faszinierend wenn ich ein Modell von etwas weiter weg betrachte und es geräuschlos, wie von Geisterhand bewegt, beschleunigt.
7. Elektroflug ist sauber
Verbrenner spucken einen Teil des Kraftstoffs unverbrannt aber russig wieder aus, das ganze Modell ist bekleckert.
Hände, Auto etc. bekommen auch ihren Teil ab.
8. Kein gefährlicher Kraftstoff
Langsam erwacht das Bewusstsein dafür, dass der toxische Kraftstoff nicht gerade gesund ist. Auch schon der Hautkontakt soll schädlich sein.
Natürlich geht vom Kraftstoff Brandgefahr aus, Akkus sind aber auch schon in Flammen aufgegangen. Allerdings, Verbrennermodelle brauchen auch einen Empfängerakku. Es bleibt ein Plus für Elektro.
9. Probelauf im Wohnzimmer
Wegen der letztgenannten Punkte kann man Probeläufe, Einstellungen, Messungen etc. zu Hause durchführen.
Besonders im Winter oder bei Schlechtwetter ist das sehr angenehm.
Im Sommer dient der Propeller gleich als Ventilator ;-)
10. Bemalung mit Acrylfarben
Ich habe früher nicht verstanden warum man Flugmodelle kraftstofffest lackieren muss, bis ich gesehen habe wie das ganze Modell nach der Landung bekleckert ist.
Fällt diese Forderung weg, bleibt mehr Freiheit bei der Wahl von Farben und Materialien, um der Kreativität freien Lauf zu lassen.
Man kann wasserverdünnbare Farben verwenden, die den Umgang mit stinkenden, giftigen Lösungsmitteln vermeiden.
11. Man kann überall fliegen
Parkflyer heißen so, weil man nicht auf einen Flugplatz angewiesen ist.
Zum Beispiel ein Badeteich, auf dem man mit Schwimmern starten und landen kann, wird zum Flugplatz.
Das Einverständnis des Grundbesitzers und das Vermeiden von Gefährdung anderer Personen sind trotzdem Voraussetzung bei der Wahl des Platzes.
12. Indoor fliegen
Wer die Möglichkeit hat (Turnsaal, Vortragssaal, Lagerhalle, Reithalle etc.) kann mit entsprechenden Modellen und ausreichendem Können bei jedem Wetter fliegen.
13. Exakteres fliegen
Der Elektromotor reagiert schneller und exakter auf Steuerbefehle.
In F3A-Bewerben belegen Piloten mit elektrisch betriebenen Modellen die ersten Plätze, dann kommen die Viertakter und zum Schluss die Zweitakter.
14. Keine Vibrationen
Vibrationen sind der langsame Tod aller Komponenten eines Flugmodells.
Der langsame Tod einer Komponente (z.B. Empfänger) kann den schnellen Tod der restlichen Komponenten bewirken.
15. Weniger Startvorbereitungen
Das Anwerfen des Motors und das Einstellen der Düsennadel können langwierig sein und bergen Verletzungsrisiko, auch beim Abziehen des Glühkerzensteckers muss man in der Nähe des laufenden Propellers hantieren.
Ein Plus für den Verbrenner: Ist er abgestellt, kann er nicht unvorhergesehen zu laufen beginnen wenn man versehentlich den Gashebel berührt oder den Sender ausschaltet (bei PPM).
Einigen wir uns aus sicherheitstechnischer Sicht auf unentschieden, die Fummlerei bleibt.
Das Elektro-Modell kann ich zu Hause fertig herrichten und gleich losfliegen, für den Verbrenner braucht man Sartbatterie, ggf. Elektrostarter, Glühkerzenstecker, Kraftstoff, Kraftstoffpumpe. Und dann springt das Ding vielleicht gar nicht an, oder erst nach 100 Versuchen...
Wenn ein Verbrennerpilot beginnt, sein Modell startklar zu machen, kann ich getrost und unbehelligt starten. Bis sein Antrieb läuft, verfliege ich eine Akkuldung. Und dann stirbt seiner noch dreimal ab bevor er überhaupt in der Luft ist.
16. BEC bevorzugt den Empfänger gegenber dem Motor
Wird der Akku leer, stellt der Regler den Motor ab und versorgt den Empfänger weiter.
Ein kurzer Schub ist dann immer noch drin.
Beim Verbrenner kann es passieren dass das Flugzeug unsteuerbar mit voller Motorkraft weiterfliegt, wenn der Empfängerakku ausfällt.
17. Der Elektroantrieb ist sicherer
Immer wieder gibt es Abstürze wegen eines stehengebliebenen Verbrenners. (was einen eventuellen Preisvorteil dieser Antriebsart sehr schnell ins Gegenteil verkehren kann)
Verbrennerpiloten reden dauernd über ihre Antriebe und deren Probleme, Elektroflieger fliegen einfach.
18. Betriebszustand messtechnisch erfassbar
Durch Messung von Strom und Spannung weiß man jederzeit (ggf. auch im Flug) was sich im Antrieb tut.
19. Durchstarten auch bei Motorseglern möglich
Anfängern wird oft geraten, einen Segler mit Hilfsmotor zu nehmen.
Ist der Verbrennungsmotor einmal abgestellt, gibt es keine Möglichkeit mehr, einen mißglückten Landeanflug zu wiederholen.
Ist nicht ausreichend Thermik gefunden worden, kann man immer wieder Höhe gewinnen.
20. Sieht hübscher aus
Vorbildgetreue oder -ähnliche Modelle werden durch einen Verbrennungsmotor verunstaltet. Der Elektromotor stört dagegen nicht.
21. Realistischer Klang möglich
Ich habe in einer englischen Modellflugzeitschrift gelesen dass es Soundgeneratoren wie bei Modelleisenbahnen und -schiffen gibt, die einem scale-Modell den richtigen Klang verleihen.
Zu einem gewissen Grad ein Widerspruch zu Punkt 6. Nur zu einem gewissen Grad weil es vielleicht nicht ganz so laut ist, und weil man es auch abstellen kann.
"Another nail in the coffin of I/C power" lautete der Kommentar.