Quantenbiologie

Das einfachste und griffigste Argument gegen Quantenheilung lautet: "Lebende Systeme sind zu groß und zu warm um Quantenphänomene zu ermöglichen". Das einfachste Argument ist meistens das beste Argument, aber hier ist es möglicherweise doch nicht so einfach.

Ich ackere gerade das unten erwähnte Buch durch. Im folgenden gebe ich das was ich gelesen habe in geraffter Form wieder:

Bereits Erwin Schrödinger vermutete dass Lebensvorgänge mit Qanteneffekten zu erklären seien.

Er argumentierte dass die Gene zu klein seien um nach klassischen Regeln der Thermodynamik zu funktionieren, denn diese gelten nur bei hinreichend großen Systemen in denen sich die zufälligen Molekularbewegungen ausmitteln. Diese Zufälligkeiten würden ansonsten viel zu viele Kopierfehler (Mutationen) hervorrufen.

In neuerer Zeit wurden Arbeiten bekannt denen zufolge der Magnetsinn von Vögeln mit Hilfe von Quanteneffekten funktioniert.

All dem steht die Ansicht entgegen dass biologische Systeme zu groß und zu warm seien und demzufolge die Dekohärenz zu schnell eintritt als dass Quantenphänomene wirksam werden könnten.

Die behaupteten Wirkungen von Quanteneffekten bleiben auf Moleküle innerhalb des Vogelauges beschränkt. Der Vogel ist nicht mit irgendwelchen übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, nicht mit der Erde verschränkt oder kann irgendwelche paranormalen Zaubereien.

Die Frage ist noch nicht endgültig geklärt und es gibt nicht viele Anhänger der Quantenbiologie.

Wie dem auch sei, mit parawissenschaftlichem Quantenspuk (Quantenheilung etc.) hat das nichts zu tun.

Innerhalb eines Enzym-Moleküls sollen sich Elektronen und sogar Protonen mit Hilfe des Tunneleffektes bewegen. Woran erkennt man das? Die Temperatur-Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit passt besser zum quantenmechanischen Tunneleffekt als zu einer durch thermische Zufallsbewegungen getriebenen Reaktion.

Auch bei der Photosynthese sollen Quanteneffekte am Werk sein: Licht schlägt aus einem Magnesium-Atom des Chlorophyll-Moleküls ein Elektron heraus. Dieses Elektron muss an die richtige Stelle innerhalb des Chlorophyll-Moleküls gelangen ohne in das (jetzt positiv geladene) Magnesium-Atom zurück zu fallen. Um diesen Weg zu "finden" legt es - wie die Photonen im Doppelspaltexperiment - alle möglichen Wege gleichzeitig zurück.

Immer wieder wird auf das Kapitel 10 verwiesen das erklären soll wie es möglich sein soll dass Quantenphänomene trotz der Größe und der Temperatur der beteiligten Strukturen lange genug erhalten bleiben um biologisch wirksam zu werden. Also blätterte ich schon einmal vor um meine immer wieder aufkeimenden Zweifel zu zerstreuen.

An dieser Stelle verliert das Buch einiges von seiner sonstigen Qualität. In blumiger Sprache werden weit hergeholte Vergleiche bemüht, konkrete Aussagen oder die sonst häufig vorhandenen Quellzitate fehlen. Die Autoren räumen ein dass diese Frage keineswegs geklärt ist.

Also: Es bleibt spannend.

(wird fortgesetzt wenn ich das Buch ausgelesen habe)

Literaturtipps:

Jim Al Khalili und Johnjoe McFadden: "Der Quantenbeat des Lebens"
siehe Rezension im Spektrum der Wissenschaften.
Der Titel und die ungewöhnliche, (zu) stark vereinfachende und teilweise reißerische Ausdrucksweise lassen den Verdacht entstehen es handle sich um parawissenschaftlichen Nonsens, aber bereits in der Einleitung wird klargestellt dass das Buch keine Erklärung der Telepathie liefert oder sonstigen esoterischen Unsinn verbreitet.

Die Morgendämmerung der Quantenbiologie

Mit allen Quantenmitteln