(Mark Twain zugeschrieben)
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Sportwagen mit 920 PS, fährt 350 km/h, 2,4 sec. von 0 auf 100, Allradantrieb, eine Tankfüllung Salzwasser reicht für mehr als 1000 km, in wenigen Minuten geladen, emissionsfrei, Spritpreis unter 10 Cent/Liter, in der EU für den Straßenverkehr zugelassen....
Der Quant glänzt am Genfer Autosalon, verschiedene Blogs und Zeitungen überschlagen sich mit Lobeshymnen, der hype geistert durch das Internet. Neben dem Quant-E gibt es die Weiterentwicklung Quant-FE, den Quantino und neuerdings den Quantino 48VOLT. In der Quant-City soll eine Produktionsstätte entstehen.
Diese Sensation wurde 2014 erstmals angekündigt, inzwischen ist es wieder still geworden. Kein Quant ziert den Genfer Autosalon.
Nunzio La Vecchia, charismatischer Gründer der Firma NanoFlowCell ist Musiker, Rennfahrer, Jetpilot, Autodidakt auf technisch/physikalischem Gebiet, nach eigenen Angaben Erforscher nichtlinearer Quanteneffekte(*), Träger eines (gekauften) Doktortitels - und mutmaßlicher Betr... na ja ... Hochstapler.
Bevor sich La Vecchia mit Flow Cells beschäftigt hat, hat er sich bereits 2009 mit ebenso utopischen und fast unsichtbaren Solarzellen blamiert die den Sportwagen "NLV-Quant" hätten antreiben sollen. Im Strafprozess ist die Klägerin abgeblitzt (Verfahren eingestellt) weil sie den Schwindel hätte erkennen müssen, aber im Zivilprozess ist La Vecchia zu Schadenersatz in zweistelliger Millionenhöhe verurteilt worden.
Das "Quäntchen" Wahrheit hinter dem "Quant" ist die Redox-Flow Batterie an der seit Jahrzehnten geforscht wird. Die Energiedichte ist für mobile Anwendungen viel zu gering, aber La Vecchia will sie mit Nanotechnologie um Größenordnungen verbessert haben. Die Elektrolyten bestehen aus Salzen die in Wasser gelöst sind, aber nicht aus Meerwasser wie in Werbevideos angedeutet wird ("a car that captures the energy of an ocean") und von verschiedenen Autoren weiter verbreitet wird.
Nach neueren Angaben (2018) will das Unternehmen einen milliardenschweren Auftrag über 25.000 Fahrzeuge an Land gezogen haben.
Über das Ansinnen, einige hundert Kilowatt mit 48 Volt zu übertragen schütteln Leute den Kopf die wenigstens ein bisschen etwas von Elektrotechnik verstehen. Der benötigte (Spitzen-)Strom liegt bei 12.000 Ampere. Auch sonst gibt es in den Angaben der Firma etliche Ungereimtheiten. Doch im Gegensatz zu dem Quantenunsinn über den ich sonst schreibe ist die NanoFlowCell nicht prinzipiell unmöglich, sie widerspricht keinen Naturgesetzen. Ich habe schon größeren Unsinn gesehen (was allerdings nicht viel sagt).
Bei aller Skepsis wäre es ja sehr zu wünschen dass das Zeug funktioniert.
Noch ein paar Referenzen: