Es ist leichter, die Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.

(Mark Twain zugeschrieben)

Anton Zeilinger

Jetzt steht sein Name unter "Hokus Pokus Quantenfluss", er wird in einem Atemzug mit Frank Kinslow, Rolf Froböse und anderen genannt? Soll das heißen dass auch er pseudowissenschaftlichen Unsinn verzapft?

Natürlich nicht.

Professor Anton Zeilinger ist ein prominenter Wissenschaftler. Er ist weit über die Forschergemeinde hinaus bekannt, denn er macht seine Forschungsarbeiten einem breiten Publikum zugänglich. Entsprechend oft wird er zitiert. Leider tun unseriöse Medien sowie Anbieter von wissenschaftlich nicht begründbaren (Heil)praktiken so, als hätten sie eben diese Bestätigung durch Zeilinger bekommen. Wohlweislich tun sie das ohne sein Einverständnis.

"Dass ein Bezug zwischen meiner Arbeit und der Homöopathie hergestellt wird, ist wissenschaftlich unbegründet", sagte Zeilinger Süddeutsche.de. "Ich bedaure es sehr, dass mein Name damit in Verbindung gebracht wird."
Die Süddeutsche Zeitung schreibt weiter:
"Auch von der sogenannten Quantenmedizin hält er nichts. Das ist, so Zeilinger, ein schwammiger, spekulativer Begriff, nicht die Bezeichnung eines wissenschaftlichen Gebietes."

Link:
Umstrittenes Heilverfahren Homöopathie - Missbrauchte Studie

Dem schließe ich mich an, gehe aber noch einen Schritt weiter: Quantenheilung ist nicht nur schwammig und spekulativ. Dort wo "Quantenmediziner" konkrete Aussagen machen sind sie falsch. Im besten Fall falsch abgeschrieben, ansonsten erfunden, erlogen, suggeriert, geschickt getarnt. Ich habe genug davon überprüft.

Ein Satz der oft aus dem Zusammenhang gerissen und ohne Quellenangabe zitiert wird lautet:
Das, was ein bestimmtes System ausmacht, ist die Information. Die Materie ist sekundär.
Dieses Fragment wird von Esoterikern fälschlicherweise dahingehend gedeutet dass Materie durch Geist veränderbar sei (eben durch einen Quantenheiler). In Wirklichkeit hat Zeilinger über Teleportation gesprochen und gemeint es sei nicht notwendig die Materie an einen anderen Ort zu transportieren, sondern es genüge (wenn es möglich wäre), die Information zu transportieren und den zu teleportierenden Gegenstand am Zielort aus vorhandener Materie neu aufzubauen. Sonst wäre es ja keine Teleportation sondern ein ganz normaler Transport.
Wie gesagt, es ist fraglich (oder sogar ausgeschlossen) ob es je möglich sein wird, etwas anderes als Photonen zu teleportieren.

Link:
http://diepresse.com/home/science/530682/Zeilinger_Gott-darf-nicht-beweisbar-sein

Herbst 2022 schreibe ich ein update dieser Seite, und das aus einem sehr erfreulichen Grund:
Anton Zeilinger hat, zusammen mit zwei anderen Quantenphysikern, den Nobelpreis erhalten. Dementsprechend groß ist das Medienecho. Alte und neue Intervies werden im Radio ausgestrahlt.

Ich reihe mich in den Kreis der Gratulanten ein!

Ein "Quäntchen" Kritik erlaube ich mir dennoch. Ein bisschen flunkern tut unser guter Herr Professor nämlich doch. Er sagt nichts Unwahres, aber an manchen Stellen lässt er Interpretationsspielraum.

So hat er in einem Interview gesagt, dass er zeigen konnte, dass der Zufall existiert. Richtig, aber die Zufälligkeiten, denen Teilchen unterworfen sind, mitteln sich durch die große Zahl der Teilchen aus. So wie z.B. die völlig ungeordneten Bewegungen der Moleküle in einem Gas, die in Summe trotzdem ein sehr wohlgeordnetes Verhalten ergeben, das einfachen Gleichungen gehorcht. Umgekehrt gibt es in unserem Alltag etwas, das wir Zufall nennen, das aber nur von unserer Unkenntnis der Anfangsbedingungen herrührt und nichts mit dem quantenmechanischen Zufall zu tun hat.

An anderer Stelle erfahren wir, dass wir durch die Messung unsere Welt erschaffen, denn ein Teilchen hat vor der Messung keine definierten Eigenschaften, die erhält es erst bei der Messung. Dabei hat er verabsäumt, zu erwähnen, dass es sich bei einer quantenmechanischen Messung nicht unbdingt um das handelt, was wir in unserem Alltag unter diesem Begriff verstehen. Außerdem könnte man das dahingehend missverstehen, dass das Teilchen bei der Messung einen vom Experimentator gewünschten Zustand annimmt, was dem esoterischen Narrativ des Wünsch-Dir-Was-Universums entspricht.

Dieser kleine Kritikpunkt tut natürlich meinem Respekt und meiner Bewunderung für ihn und seine Leistungen (bzw. die Leistungen seines Teams, wie er betont) keinen Abbruch

Ich empfehle die Bücher "Einsteins Schleier" (Rezension) und "Einsteins Spuk" von Anton Zeilinger