Das Konzept der Archetypen geht auf C.G.Jung zurück. Er entdeckte dass es in allen Kulturen unabhängig voneinander eine
begrenzte Anzahl von Mannesbildern gibt, die in Geschichte, Geschichten, Mythen, Märchen und Sagen vorkommen. In diesem Bild
werden die vier wichtigsten (oder zumindest die am häufigsten genannten) Archetypen dargestellt:
Der König, der Krieger, der Liebhaber und der Magier.
Wir sehen einen Menschen, unterwegs auf einem Bahnhof. Der Bahnhof als Hintergrund wurde gewählt weil es ein Ort der Begegnung, Bewegung und Veränderung ist. Zug, Menschen und Wegweiser deuten auf mögliche Beziehungen, Begegnungen und Veränderungen hin, ebenso das Mobiltelefon das er ans Ohr hält. Die Umgebung verdeutlicht auch, dass sich das Geschehen in unserer heutigen Zeit abspielt.
Der groß dargestellte Mann ist möglicherweise zu einer wichtigen Verhandlung unterwegs, bei der es hart auf hart gehen wird. Er wird kämpfen müssen, sich gegenüber seinen Kontrahenten durchsetzen, seinen Standpunkt verteidigen, er muss „seinen Mann stehen“. Wenngleich es ein verbal ausgetragener Kampf ist, folgen Taktik und Strategie altbewährten Mustern. Geschichte und Geschichten berichten von Kämpfern. Er wird diese Rolle einnehmen, ein Teil seiner Persönlichkeit entspricht dem Archetyp des Kriegers.
Dass der Krieger vorne oben im Schädel angesiedelt wurde entspricht der Tatsache dass Sprache und gezieltes Handeln
neurophysiologisch im Stirnhirn angesiedelt sind. Die mittelalterlichen Gerätschaften zeigen uns dass wir auch in der heutigen
Zeit mit dem Erbe vergangener Epochen ausgestattet sind. Der Krieger symbolisiert Charaktereigenschaften wie
Entscheidungskraft, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen. Die Schattenseiten der Krieger-Energie sind Streitlust,
Unverträglichkeit, Egoismus.
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Wenn wir an die möglicherweise bevorstehende Verhandlung denken, so erscheint die Krieger-Energie allein als eine Gefahr für
das Vorhaben. Der König setzt Grenzen, weist den Krieger an seine Waffen zu gebrauchen oder sie ruhen zu lassen. Er trägt
Verantwortung, ist weise und vorausblickend. Seine positiven Eigenschaften zeichnen eine gute Führungspersönlichkeit aus.
Herrschsucht und Tyrannei sind die Schattenseiten des König-Archetypen.
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Die Tür steht offen zum Nebenraum. Hier sehen wir eine widersprüchliche Szene: In einem Raum voll Büchern und mysteriösem
wissenschaftlichen (alchemistischen) Gerät sehen wir einen Narren, Er ist der Magier der uns aus Geschichten vertraut ist.
Er ist auch der Hofnarr der dem König die Wahrheit sagen darf. Wenn alle einer Meinung sind nimmt er die Gegenposition ein
damit ein interessantes Gespräch entsteht und damit keine Argumente übersehen werden. Er ist der der immer auch die andere
Seite sieht, der die Dinge dreht und wendet. So hilfreich seine Energie sein kann, kann sie Entscheidungen behindern und
im Extremfall zu Manipulation und Intrigenspiel führen.
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Eine Falltüre und eine Leiter führen nach unten in einen dunklen Raum. Das Skelett kann den Tod symbolisieren oder allgemein
etwas unheimliches das man gerne verdrängt. Dieser Raum kann das Unterbewusstsein darstellen, wo alles verdrängte gelagert ist.
Es bleibt offen ob der Magier soeben die Falltüre entdeckt hat oder ob er ein Routinier ist der nur schnell ein paar
Spinnenbeine für seinen Zaubertrank holt.
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Vielleicht braut der Magier an einem Zaubertrank gegen Kater. Im Oberstock hat eine wilde Orgie stattgefunden. Der Liebhaber
steht nicht nur für Liebe und sexuelle Lust sondern für Sinnesfreuden, Begeisterung und Leidenschaft im allgemeinen Sinn.
Wird seine Energie nicht durch den inneren König im Rahmen gehalten kommt es zu Suchtverhalten.
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Das Thema heißt „Die Archetypen des Mannes“. Wie sieht es mit der Frau aus? Man kann mühelos jedem Archetyp ein „die“
voranstellen und ein „in“ anhängen oder besser gleich ein „In“ und schon haben wir die ArchetypInnen der MannIn, nämlich die
KönigIn, die KriegerIn, die LiebhaberIn und die MagierIn. Ziemlich uninteressant.
In der Literatur findet man die Unschuldige,
die Nährende, die Starke und die Weise. Aber das ist eine andere (Bilder)Geschichte und die soll ein anderes Mal erzählt werden.
© Martin Piehslinger
Februar 2008